Mystisches zwischen den Jahren: Die Allgäuer Rauhnächte

Wenn sich das Jahr dem Ende neigt, Schnee das Allgäu weiß umhüllt, die Nächte noch dunkler und die Tage noch kürzer werden, dann beginnt im Allgäu eine unwirkliche, mystische Zeit. Eine Zeit des Nachdenkens, des Innehaltens, der inneren Einkehr, der Ruhe und Achtsamkeit. Es ist die Zeit der Rauhnächte.

Mystisches zwischen den Jahren: Die Allgäuer Rauhnächte SymbolfotoMystisches zwischen den Jahren: Die Allgäuer Rauhnächte Symbolfoto

Altes Wissen und Aberglaube
Doch was steckt hinter dem Geheimnis dieser düsteren Tage? Spricht man mit alten Allgäuern, so heißt es, dass in der Zeit der Rauhnächte die Schwelle zwischen dem Diesseits und dem Jenseits verschwimme. Man erzählt sich, dass in diesen Tagen allerlei Wesen in unsere Welt kommen um die Menschen zur Besinnung zu bringen.

Zeit der Ruhe und inneren Einkehr
Früher hieß es man solle nicht waschen und auch nicht spinnen in diesen Tagen. Wer sich nicht dran hielt, erzählte man sich, dem würde die Holle, die Schicksalsgöttin, persönlich die Wolle verwirren oder mit ihrem wilden Gefolge in die Wäsche fahren um diese zu zerreißen. Auch heute halten sich noch manche Allgäuer an diese Gesetze. Sie halten inne in den Tagen der Rauhnächte, verrichten nur die nötigsten Arbeiten und besinnen sich auf sich.

Das Räuchern – eine alte Allgäuer Tradition
Die Rauhnächte sind traditionell auch die Zeit im Allgäu, in der geräuchert wird. Das Räuchern hat neben der spirituellen auch eine reinigende Wirkung. Denn der Rauch der verglimmenden Kräuter wirkt oft auch desinfizierend. So hatte dieses Ritual gerade früher, als die hygienischen Verhältnisse noch andere waren, auch eine ganz praktische Komponente.

Wenn das Wesen der Pflanzen die Seele berührt
Beim Räuchern werden getrocknete Kräuter und Pflanzen auf ein Stück Glut gelegt. Die feurige Hitze bringt das ganze Wesen der Pflanzen im Rauch hervor. Durch den Rauch, der aufsteigt, so heißte es, löse sich der Pflanzengeist vom Pflanzenkörper und entfalte so seine Wirkkraft. In der Zeit der Rauhnächte, räuchern die Menschen im Allgäu um zu reinigen, um Altes zu verabschieden, um Schutz zu erlangen und um ihre eigenen Gefühle und Wünsche bei diesem Ritual im Rauch zu erkennen.

Besinnen auf das Wichtige im Leben
Um die Rauhnächte ranken sich viele Geschichten. Eines aber scheint all diesen Geschichten gleich zu sein: der Glaube daran, dass die Rauhnächte eine Zeit sind, in der finstere Wesen am Alltäglichen rütteln und zerren, um die Menschen zur Besinnung zu bringen. Zur Besinnung auf sich selbst, und auf das was wichtig ist.

Lassen Sie sich vom alten Wissen der Allgäuer inspirieren, und nehmen Sie sich Zeit zwischen den Jahren. Zeit für sich und für Ihre Gedanken. Gehen Sie in sich und schöpfen Sie Kraft für die Herausforderungen des neuen Jahres.

Herzlichst,
Ihre Familie Lingg.

Diesen Artikel kommentieren

Mit Klick auf "Jetzt absenden" willige ich in Veröffentlichung meines Kommentars und der damit verbundenen Verarbeitung meiner personenbezogenen Daten ein. Die Einwilligung ist jederzeit widerrufbar. Detaillierte Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.